Wir sind überglücklich, stolz und unendlich dankbar für dieses Geschenk.
Musik verbindet. Was 2004 in Vorarlberg musikalisch begann, nahm am vorangegangenen Wochenende seinen Lauf. Musik eint nicht nur Menschen, sondern baut auch Brücken in bislang unbekanntere Regionen eines Landes. So lernten Ulli, Christof und ich uns bei einer Vokalwoche im fernen Ländle musikalisch und menschlich schätzen. Dass sich daraus ein wunderbares Miteinander und eine harmonische chorische Verbindung entwickelten, hätte sich damals keiner von uns gedacht.
Nachdem sich die beiden Chöre bereits bei unserer Hochzeit im August vor einem Jahr zu einem großen 80 köpfigen Klangkörper vereint hatten und die Verbrüderung einzelner Chorsänger hier seinen Anfang nahm, wurde im Anschluss an dieses Fest die Idee geboren, ein gemeinsames Konzert zu planen. Und so war es nach einigen Monaten der Vorbereitung, einigen Probentagen in Niederösterreich und Kärnten mit beiden Chorleitern Ulli und Christof letztes Wochenende so weit.
Die Grenzgänger reisten in Kleinbussen, gutgelaunt und mit Gastgeschenken bepackt am 1. Mai in das südlichste Bundesland Österreichs und wurden von Ulli, Christof und mir sehnlichst in Feistritz/Gail erwartet und begrüßt. Beim abendlichen gemeinsamen Proben der penibel ausgesuchten Literatur in der Musikschule beschnupperten sich die Chorsänger beider Chöre in der eigens für das Konzert ausgedachten Aufstellung und genossen bereits hier musikalisch erhebende Momente. Sehr glücklich und gerührt über die wunderbare Vereinigung meiner zwei musikalischen Welten, aber auch etwas aufgeregt, beobachtete ich die Reaktionen und Stimmungsparameter der Chorsänger. Ulli und Christof sowie die Chorsänger gaben ihr Bestes und bestätigten unser aller Vorhaben. Nach dem anstrengenden Proben ölten wir unsere Stimmen mit aus dem Weinviertel importierten Wein und füllten unsere Mägen mit Köstlichkeiten aus dem Gailtal. Dank den Winzern aus meiner heimatlichen Umgebung in Niederösterreich und den Schmankerln von Claudia Thurner von der Singgemeinschaft Oisternig wurde der Abend nicht nur probentechnisch zu einem sinnlichen Erlebnis.
Der Samstagmorgen begann für einige von uns, die bis in die Morgenstunden die Chorverbrüderung vorantrieben, äußerst früh. Nach einem ausgiebigen Frühstück spazierten die Grenzgänger im Sonnenschein gemütlich zur Feistritzer Kirche hinauf, um dort die für den Sonntagmorgen geplante „Missa Secunda“ von Hans Leo Hassler zu perfektionieren. Währenddessen bereiteten viele fleißige Hände der Sänger der Singgemeinschaft alles Notwendige in der Kirche für den Abend vor. Im Anschluss an die kurze aber intensive und sehr erbauende Probe genossen die Grenzgänger ein kurzes Sonnenbad und besichtigten bei einem Rundgang meinen zukünftigen Wohnort. Gestärkt durch ein köstliches Mittagessen begaben wir uns am späteren Nachmittag ins Stadtzentrum Villachs.
„Laudate“ erklang am Abend des 2. Mai in der Villacher Stadthauptpfarrkirche und begeisterte nicht nur die Sänger beider Chöre selbst, sondern auch, nach Reaktionen und Aussagen zu beurteilen, die knapp 500 Zuhörer des Abends. Stolz und zeitweise zu Tränen gerührt verging für mich das Konzert wie im Fluge. Ulli und Christof führten ebenso ergriffen von dieser ungewöhnlich intensiven und ergreifenden Stimmung souverän sowohl die eigenen Chöre als auch den Gesamtchor durch Klangwolken und Melodien alter Meister, Spirituals und Musik noch lebender Komponisten. Unsere beiden Obleute Claudia und Leo führten gekonnt und charmant durch das Programm und gaben dem Publikum wertvolle Hintergrundinformationen. Auch ich durfte für das Abschlussstück des Grenzgängerprogramms an das Dirigierpult. Gemeinsam mit Ulli als Solistin und „meinen“ Grenzgängern überwanden wir jegliche Anflüge von Nervosität.
Beim gemeinsamen Konzertausklang im Stadtgasthaus Kramer lobten Ulli und Christof alle Sänger und Helfer für ihre Ausdauer sowie Singleidenschaft und besiegelten mit einem Trinkspruch den im Oktober geplanten Gegenbesuch der Singgemeinschaft in das beinahe 500 Kilometer entfernte Weinviertel. Gemütlich unterhielten sich die Sänger beider Chöre und Gerhard, Heimo und Matthias überraschten sogar mit einer musikalisch gelungenen Einlage auf ihrer Steirischen.
Am Sonntagmorgen gestalteten wir Grenzgänger mit Werken von Hans Leo Hassler und Heinrich Schütz die Florianimesse in der Kirche in Feistritz. Äußerst gastfreundlich wurden wir Musizierende sowie Besucher der Messe von Pfarrer Stanko Trap und Pfarrgemeinderatsobfrau Lisi Wiesflecker zu einem Glas Wein eingeladen. Auf diesem Weg noch einmal ein herzliches Dankeschön!
Das Gepäck wieder in den Kleinbussen verstaut, brachen die Grenzgänger und einige Sänger der Singgemeinschaft im Anschluss nach Italien auf. Dort genossen wir ein köstliches italienisches Mittagessen, bevor sich der Gastchor wieder auf den Weg nach Niederösterreich machte. Es war alles in allem ein wunderschönes, harmonisches, musikalisch aufregendes und von freundschaftlichem und familiärem Miteinander geprägtes Wochenende.
Ich freue mich bereits heute auf den Gegenbesuch der Singgemeinschaft Oisternig im Oktober nach Wildendürnbach ins schöne Weinviertel.
Eva Mörtl